Erich Trapp

Источник

Einführung

Nachdem sich schon mehrfach die Gelegenheit geboten hat, über dieses und andere für die Byzantinistik relevante Lexika zu berichten1, erscheint hier eine Beschränkung auf einige knappe Bemerkungen zur Anlage des Werkes zulässig:

1. Das Lexikon baut auf dem Wortschatz von LS und L auf.

2. Sein Ziel ist es, alle dort fehlenden bzw. mit nur einer altgriechischen Stelle belegten Wörter sowie wesentlich neue Bedeutungen zu verzeichnen.

3. Die Sammlung gründet sich überwiegend auf Lektüre, zum viel geringeren Teil auf Wörterverzeichnisse; gelegentlich (bes. bei Neueditionen) kam es auch zu einer mehrfachen Auswertung.

4. Für die Zeit vom 9.–12. Jh. wurde die Durcharbeitung möglichst aller relevanten Texte angestrebt, was weitestgehend auch für die nichtliterarischen Werke (bes. Urkunden, Fachwissenschaften) gilt.

5. Darüber hinaus konnten auch zahlreiche Lücken im patristischen Wortschatz (bes. Hagiographie des 4.‒8. Jhs) geschlossen werden.

6. Das 13. Jh. ist durch eine einigermaßen repräsentative Auswahl, die gesamte spätbyzantinische Dichtung annähernd vollständig berücksichtigt worden, die Prosaschriftsteller des 14.‒15. Jhs hingegen konnten fast nur dann ausgewertet werden, wenn Indices vorlagen, d. h. daß sich in diesem Bereich (z. .S. theologische Literatur) die größten Lücken finden werden.

7. In der Regel ausgeklammert blieb alles byzantinische Wortmaterial aus Schriften, die von LS, L und Kr konsequent behandelt wurden.

8. Kontrolliert und ergänzt wurde das Wortmaterial durch Tgl, Kum, Duc, Soph, TLG und kleine Wörterverzeichnisse sowie durch die handschriftlich erhaltenen Ergänzungen zum Thesaurus graecae linguae (von E. Miller in der Pariser Nationalbibliothek, von Ch. Charitonides im Institut für Klassische Philologie der Universität Thessalonike).

9. Häufig erfolgte eine Beschränkung auf die Anführung der wichtigsten (= zumeist frühesten) Stellen.

10. Am Ende der Lemmata werden nach Möglichkeit Wörterbücher und andere Sekundärliteratur angeführt, die ein weiteres Vorkommen belegen oder sonstige zusätzliche Informationen bringen. Dabei wird bei abweichender Bedeutung der Verweis in Klammern gegeben. Hinweise auf neugriechische Lexika (mit Einschluß der bedeutenderen Dialekte) erfolgten im ersten Faszikel in der Regel nur bei Fehlen der Lemmata in alt- und mittelgriechischen Wörterbüchern, ab dem zweiten wurde jedoch diese Restriktion zugunsten einer umfassenden, für die Sprachgeschichte transparenteren und somit benutzerfreundlicheren Handhabung aufgegeben.

Schon beim Erscheinen des ersten Faszikels stand außer Frage, daß so manches unbefriedigend bleiben muß. Dies betrifft zunächst mehr Äußerlichkeiten, wie das nicht vorweg streng konsequent erstellte, sondern einfach organisch gewachsene Abkürzungsverzeichnis oder die (meist nach Seiten erfolgende) Zitierweise, weiters die gelegentliche Nichterkennbarkeit von Autoren oder Datierungen, dann aber auch inhaltliche Unzulänglichkeiten (übersehene Wörter und Sonderbedeutungen, Zitate oder selbst ganze Texte; unzutreffende Bedeutungsangaben; nicht durchführbare Nachprüfung mancher Zitate aus Miller, Duc, Tgl, Kum). Doch sollten all diese Mängel in zweifacher Hinsicht billigerweise im Lichte des Entwicklungsstandes der Byzantinistik gesehen werden. Erstens liegen die Vorgänger dieses Lexikons so weit zurück, daß sie, ganz im Unterschied zur jahrhundertelangen Tradition der altgriechischen Lexikographie, nicht als Basis genommen werden konnten, und zweitens zeigen die in ihm zu findenden (häufigen) frühbyzantinischen Ergänzungen aus Texten kirchlicher Literatur (zu Lampe) sowie die (gelegentlichen) zur profanen besonders des 6.Jhs (zu LS, wesentlich seltener zum DGE, von dem unabhängig gesammelt wurde), daß eine Annäherung an Vollständigkeit auch für die früheren Epochen noch lange nicht erreicht ist, wie dies für den begrenzten Bereich der spätbyzantinischen volkssprachlichen Literatur (Kriaras) durch die umfassende Präsentierung des Wortmaterials nach der zu erhoffenden Fertigstellung weitgehend der Fall sein wird.

Freilich haben sich in den letzten Jahren zwei entscheidende neue Perspektiven eröffnet. Dies ist vor allem der Thesaurus Linguae Graecae (TLG CD-Rom-С, University of California Irvine 1987, Version D 1994, Version E 2000), der außer (fast allen) Quellen bis ca. 600 erfreulicherweise in zunehmendem Maße auch byzantinische Texte umfaßt. Daneben wird durch das (hoffentlich kontinuierlich voranschreitende) DGE ein deutlich verbessertes Fundament für das Altgriechische geschaffen; aus praktischen Gründen wurde aber trotzdem von Anfang an LS als Beziehungspunkt beibehalten. Natürlich stand zu erwarten, daß in den schon von Anfang an zum Auffinden zusätzlicher spätantiker / frühbyzantinischer Stellen mit Nutzen herangezogenen TLG im Lauf der kommenden Jahre viele byzantinische Texte (Historiker etc.) aufgenommen und damit dort in zunehmendem Maße viel mehr Wörter und Zitate zu finden sein werden. Doch war ebenso klar, daß dies niemals ein benutzbares handliches Wörterbuch mit Auswahl des Neuen und Seltenen, mit Übersetzung und sonstigen Bemerkungen würde darstellen können, sondern nur eine umfassende Materialsammlung. Immerhin war es ab dem 2. Faszikel möglich, den Wortbestand vollständig und systematisch mit dem des TLG zu vergleichen. Dies trug sowohl zu einer beträchtlichen Vermehrung der Lemmata und Zitate als auch zu Korrekturen bei; außerdem erscheint seither, wo nötig, der Verweis TLG wie der auf gedruckte Lexika. Insbesondere wird die Aufnahme einer beträchtlichen Zahl byzantinischer Autoren in die Version E des TLG eine weitere Einsparung an Stellenzitaten ermöglichen.

Teilweise damit im Zusammenhang ergab sich die Notwendigkeit, in zunehmendem Maße weitere Texte der früh byzantinischen Zeit, deren unmittelbare Auswertung nicht vorgesehen war, in die Ergänzungsliste der Abkürzungen aufzunehmen. Ein ausführlicheres Zitat soll ja möglichst den nur vereinzelt zu zitierenden Editionen vorbehalten bleiben.

Auch bei einer anzustrebenden künftigen konsequenten Ergänzung des Wortmaterials dieses Lexikons anhand des TLG werden die Byzantinisten sicherlich nicht umhin können, wie frühere Philologengenerationen die altgriechischen, so die mittelgriechischen Texte im Zusammenhang und immer wieder zu lesen und auszuwerten, bis für die byzantinische Gräzität der Standard von LS bzw. jetzt DGE erreicht ist, was seinerseits mit dem kontinuierlichen Erscheinen kritischer Editionen unmittelbar zusammenhängt. In diesem Sinne möchte sich das vorliegende Werk als Rohbau verstanden wissen, dessen fertige Ausgestaltung späteren Generationen vorzubehalten ist. Immerhin bestand für den primus inter pares von Beginn an die nicht unbegründete Aussicht, daß die praktischen Erfahrungen, die er mit dem Abschluß seines „Erstlingslexikons“ PLP (1976–96) gewonnen hatte, mithelfen würden, die Fertigstellung auch dieses Langzeitprojekts möglichst in der vorgegebenen Zeit (bis etwa 2011) zu erreichen.

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1

Vgl. bes. E. Trapp et al., Studien zur byzantinischen Lexikographie (Byzantina Ѵіndobonensіа. 18). Wien 1988, 11‒46; Lexicographica Byzantina, hrsg. W. Hörandner ‒ E. Trapp (Byzantina Vindobonensia 20). Wien 1991, 283–291. dies., in: Acts, XVIIIth International Congress of Byzantine Studies. Selected Papers: Moscow 1991. vol. IV Shepherdstown 1996; sowie; E. Trapp, Rez. zu DGE, zuletzt JÖB 49 (1999)


Источник: Lexikon zur byzantinischen Gräzität besonders des 9.-12. Jahrhunderts / Erstellt von Erich Trapp unter Mitarb. von Wolfram Hörandner [et al.]. - Wien: Verl. der Österr. Akad. der Wiss., 2001-____. - (Denkschriften / Österr. Akad. der Wiss. Philos.-hist. Klasse) (Veröffentlichungen der Kommission für Byzantinistik). ISBN 3-7001-2991-2

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